Wie du deine Mitarbeiter zur Personal Brand machst – und warum das dein Unternehmen stärkt

In einer zunehmend digitalisierten und transparenten Arbeitswelt gewinnen Personal Brands – also starke, persönliche Marken – enorm an Bedeutung. Doch was viele Unternehmen noch unterschätzen: Nicht nur Geschäftsführer oder Gründer können (und sollten) zur Marke werden, sondern auch ganz „normale“ Mitarbeiter.
Aber wie macht man Mitarbeiter zu Personal Brands? Und warum sollte man das überhaupt tun? In diesem Beitrag erfährst du alles, was du wissen musst, um deine Mitarbeiter zu starken, authentischen Marken zu entwickeln – und dein Unternehmen dadurch langfristig erfolgreicher zu machen.
1. Was bedeutet „Personal Branding“ überhaupt?
Bevor wir ins „Wie“ einsteigen, klären wir kurz das „Was“.
Personal Branding beschreibt den Prozess, bei dem eine Einzelperson sich selbst als Marke positioniert. Es geht darum, sichtbar, greifbar und relevant zu werden – mit den eigenen Werten, Kompetenzen, Meinungen und der Persönlichkeit. Personal Brands sind Menschen mit einer klaren Positionierung, einem hohen Wiedererkennungswert und einer gewissen Strahlkraft – sei es in sozialen Medien, auf Konferenzen oder im Unternehmen selbst.
2. Warum sollten Unternehmen in die Personal Brands ihrer Mitarbeiter investieren?
Auf den ersten Blick scheint es widersinnig: Wieso sollte ein Unternehmen Ressourcen investieren, um Einzelpersonen stark zu machen?
Die Antwort: Weil starke Personal Brands die beste Werbung für dein Unternehmen sind.
Die Vorteile auf einen Blick:
- Mehr Reichweite: Mitarbeiter mit großer Online-Präsenz erweitern automatisch die Sichtbarkeit des Unternehmens.
- Vertrauen & Authentizität: Menschen vertrauen Menschen – nicht Logos. Persönliche Marken erzeugen echte Nähe.
- Mitarbeiterbindung: Wer sich entwickeln darf, bleibt. Personal Branding ist ein starkes Tool zur Mitarbeiterbindung.
- Recruiting-Booster: Talente folgen Talenten. Starke Personal Brands ziehen neue Mitarbeiter an.
- Innovationsförderung: Wer sich als Marke begreift, denkt oft kreativer und verantwortungsbewusster.
3. Die Voraussetzungen: Unternehmenskultur & Vertrauen
Bevor du deine Mitarbeiter auf dem Weg zur Personal Brand begleitest, brauchst du eines: eine offene Unternehmenskultur, die Vertrauen und Selbstverantwortung fördert.
Dazu gehört:
- Keine Angst vor Sichtbarkeit: Mitarbeiter dürfen öffentlich auftreten – auch mit eigenen Meinungen.
- Mut zur Individualität: Unterschiedliche Stile, Meinungen und Formate werden nicht als Risiko, sondern als Bereicherung gesehen.
- Klare Spielregeln: Es braucht einen Rahmen, der Sicherheit bietet – z. B. Social-Media-Guidelines.
- Unterstützung statt Kontrolle: Führungskräfte fördern die persönliche Entwicklung – sie kontrollieren sie nicht.
4. Der Weg zur Personal Brand: Ein strukturierter 7-Schritte-Plan
Schritt 1: Potenziale und Interessen identifizieren
Nicht jeder Mitarbeiter möchte Personal Brand werden – und das ist auch okay. Finde heraus, wer Lust auf Sichtbarkeit hat und in welchen Bereichen sich eine Marke entwickeln lässt:
- Fachliche Kompetenz
- Führung & Kultur
- Diversity & Inklusion
- Nachhaltigkeit
- Tech-Themen
- Employer Branding
Tipp: Ein internes Matching von Interessen und Unternehmenszielen hilft, die passenden Themenfelder zu definieren.
Schritt 2: Persönliche Positionierung erarbeiten
Eine Personal Brand braucht Klarheit:
- Was ist das persönliche Thema oder die Kernkompetenz?
- Was ist der persönliche Stil?
- Welche Werte sind relevant?
- Welche Zielgruppe soll erreicht werden?
Hilf deinen Mitarbeitern, ein Positionierungsstatement zu formulieren – z. B.:
„Ich inspiriere Menschen im Tech-Bereich, nachhaltiger zu entwickeln, indem ich Innovation und Verantwortung verbinde.“
Schritt 3: Kanäle & Formate wählen
Nicht jeder muss auf LinkedIn posten. Vielleicht passt ein Podcast besser, ein Newsletter, interne Talks oder YouTube-Videos.
Wichtige Fragen:
- Wo ist die Zielgruppe unterwegs?
- Was liegt dem Mitarbeiter am besten – Schreiben, Reden, Video?
- Wie viel Zeit kann realistisch investiert werden?
Beispielhafte Kanäle:
- LinkedIn / XING (B2B)
- Instagram / TikTok (jüngere Zielgruppen, Employer Branding)
- Fachblogs oder Medium
- Podcasts oder Webinare
- Interne Formate: Townhalls, Intranet, interne Newsletter
Schritt 4: Content entwickeln – mit Substanz und Persönlichkeit
Jetzt geht’s ans Eingemachte: Inhalte. Unterstütze deine Mitarbeiter dabei, regelmäßig relevanten, authentischen und persönlichen Content zu erstellen.
Mögliche Inhalte:
- Fachliche Insights & Trends
- Learnings aus Projekten
- Persönliche Erfahrungen (z. B. Fehlerkultur)
- Behind-the-Scenes-Einblicke
- Kommentare zu Branchenthemen
- Antworten auf häufige Kunden- oder Bewerberfragen
Wichtig: Kein Marketing-Gebrabbel. Es geht um echten Mehrwert, echte Meinungen – nicht um PR.
Schritt 5: Sichtbarkeit intern und extern steigern
Neben dem Aufbau der eigenen Kanäle solltest du als Unternehmen auch aktiv Sichtbarkeit fördern:
- Biete Bühnen: interne Events, externe Panels, Podcasts, Artikel im Unternehmensblog
- Nutze Reichweite: Teile Mitarbeiterinhalte auf Unternehmenskanälen (z. B. LinkedIn-Unternehmensprofil)
- Unterstütze beim Networking: Teilnahme an Konferenzen, Messen oder Meetups
Schritt 6: Weiterbildung & Coaching anbieten
Nicht jeder ist sofort sicher im Auftreten oder Schreiben. Biete gezielte Trainings, Coachings und Sparringsformate an – z. B.:
- LinkedIn-Workshops
- Storytelling-Coachings
- Schreibtrainings
- Sprechtraining für Videos oder Bühnenauftritte
Tipp: Externe Expert:innen können objektiv unterstützen und neue Impulse bringen.
Schritt 7: Feedback, Monitoring & Weiterentwicklung
Wie bei jeder Markenentwicklung gilt: Lernen, anpassen, verbessern. Begleite deine Mitarbeiter langfristig:
- Gib regelmäßig Feedback zu Inhalten und Wirkung.
- Zeige auf, was gut funktioniert – und was weniger.
- Entwickle gemeinsam neue Formate oder Themen.
- Miss Erfolge: Engagement, Reichweite, Bewerberqualität etc.
Aber Achtung: Es geht nicht nur um Zahlen, sondern auch um persönliche Entwicklung.
5. Best Practices: So machen es andere
Beispiel 1: Otto (E-Commerce)
Otto setzt stark auf das Personal Branding seiner Mitarbeiter auf LinkedIn. Unter dem Hashtag #TeamOtto teilen Mitarbeitende authentische Einblicke in ihren Alltag, Werte und Learnings – unterstützt durch interne Programme.
Beispiel 2: DB (Deutsche Bahn)
Die Deutsche Bahn nutzt Mitarbeitende als echte Markenbotschafter. Über Formate wie “Menschen bei der Bahn” wird Nahbarkeit geschaffen – besonders im Recruiting.
Beispiel 3: Microsoft
Microsoft fördert aktiv die Sichtbarkeit seiner Mitarbeitenden, u. a. durch Leadership-Programme, Coaching und gezielte Vernetzung mit der Community.
6. Was du als Führungskraft oder HR tun kannst
Du willst das Thema aktiv vorantreiben? Dann solltest du:
- Personal Branding als strategisches Ziel verankern
- Freiheit und Schutzräume schaffen
- Interne Champions identifizieren
- Trainings & Formate etablieren
- Ressourcen bereitstellen (Zeit, Tools, Coachings)
- Vorbild sein – oder selbst zur Personal Brand werden
7. Risiken & Herausforderungen – und wie du sie vermeidest
Natürlich bringt Personal Branding auch gewisse Herausforderungen mit sich:
Herausforderung | Lösung |
---|---|
Mitarbeiter verlässt das Unternehmen | Die Marke bleibt – er war Teil deiner Story. Employer Branding wirkt weiter. |
Unsicherheit beim Auftreten | Coaching & klare Guidelines geben Sicherheit. |
Shitstorms oder Fehltritte | Gute Social-Media-Guidelines & ein offenes Krisenmanagement helfen. |
Neid im Team | Transparente Kommunikation & Beteiligung aller. |
Fazit: Die Vorteile überwiegen bei Weitem – sofern du aktiv begleitest und Vertrauen schaffst.
8. Personal Brands machen Unternehmen menschlicher und erfolgreicher
In einer Welt voller Austauschbarkeit, KI-generierten Inhalten und Corporate Bullshit sind echte Persönlichkeiten das stärkste Kapital eines Unternehmens. Wer seine Mitarbeiter zur sichtbaren Marke macht, profitiert nicht nur in der Außenwirkung, sondern stärkt auch Kultur, Innovation und Zusammenarbeit.
Und das Beste: Du brauchst kein Millionenbudget – sondern Mut, Haltung und die Bereitschaft, Menschen wirklich zu fördern.
Und nun?
Starte heute – mit kleinen Schritten:
- Sprich mit drei Mitarbeitern, die Potenzial oder Lust haben.
- Setze ein internes Pilotprojekt auf (z. B. „LinkedIn-Botschafter“).
- Biete einen ersten Workshop an.
- Erzähle öffentlich, warum du das Thema wichtig findest.
Denn: Deine Marke wird nur so stark, wie die Menschen, die sie verkörpern.
(Beitragsbild von Bild Gerd Altmann auf Pixabay